Unsere Geschichte

Die Keazalälle gehören zur Kategorie der Sagengestalten, deren Ursprung auf regionale Geschichten und Ereignise zurückgehen.

Hier könnt Ihr unsere Geschichte nachlesen:


Die Sage - in aller Kürze

Am 2. August des Jahres 1738 wurde zwischen der Herrschaft von Illereichen und den Bewohner von Untereichen ein Fronvergleich ausgehandelt. Jedoch nahmen die Bewohner an, dass auch dieser von der Gräfin von Limburg-Styrum, die nach dem Tod ihres Mannes das Zepter noch strenger führte als jeder Herrscher in Illereichen zuvor, nicht eingehalten würde. Deshalb beschlossen die Bauern gemeinsam mit dem einzigen Müller im Ort, dem ständig das Wasser im Mühlbach abgestellt wurde, gegen die schon Jahrhunderte anhaltende Drangsal und Ausbeutung zu protestieren.

Im besten Gewand, aufrecht, trotz vieler körperlicher Beschwerden aufgrund der schweren Fronarbeit, das Haar gekämmt und geflochten, mit aufgeblasenen, nicht gereinigten Saublasen in der Hand, zogen sie nach Illereichen. Die Glocken der ihnen enteigneten Kühe haben sie an die Gürtel gebunden, um der Gräfin mit dem Lärm Angst einzuflößen.

Sie verschafften sich Einlass ins Schloss und hielten der Gräfin die übel stinkenden Saublasen unter die Nase und warnten sie davor den Fronvergleich nicht zu missachten, denn die Tyrannei stank ihnen schon lange und 1000 mal mehr als diese Saublasen. Einige Wochen darauf erlitt die Gräfin einen Schlaganfall und verstarb 6 Tage später an dessen Folgen.

Um an diesen Protestmarsch zu erinnern, laufen die Untereicher seit 1974 in der 5. Jahreszeit, eingehääst in bäuerlicher Kleidung, auf den Faschings- / Fastnachtsumzügen mit.


Die Chronik in langer Ausführung

Für die Menschen in frühester Zeit war das Leben als Nomaden auch nicht leicht. Sie erdachten sich Vorteile, wenn sie sesshaft würden. So entstanden die ersten Siedlungen, die mit der Zeit Namen erhielten die uns befremdlich erscheinen dürften, wie z.B.:  Tussa, Aichheim, Vnder Aichheim, Oberaichheim, Hörenstetten, Wolfental…

In unserem Heimatgebiet dürfte die erste Ansiedlung um 500 n.Ch. von Illertissen ausgehend erfolgt sein. Die früheste Erwähnung der Edlen von Aichheim war am 26. März 1128 in einer Urkunde, ausgestellt im Grafentring zu Illertissen (Tussa).

 

Im 12. und 13. Jahrhundert erlangten die Edelfreien von Aichheim eine bedeutende Stellung im schwäbischen Adel.

Da Untereichen als einzige Pfarrei im Gebiet von Aichheim existierte, ist anzunehmen, dass dies die 1. Siedlung war. Zumal in einem Halbkreis die Orte Altenstadt (Aichheim), Wolfental, Dattenhausen, Bergenstetten und Herrenstetten (Hörenstetten) angelegt waren. Die Pfarrei Untereichen (Vnder Aichheim) musste schon in dieser Zeit Pfarrpfründe (bis 1848) an das Kloster Elchingen abgeben. Doch diese Abgaben waren nicht die einzigen. Schon als die Grafen v. Aichheim die „Mönchsburg“ in Altenstadt (an diese erinnert nur noch der Straßenname „An der Mönchsburg“ links abgehend von der „Unteren Illereicher Str.“) bewohnten, hatte die Bevölkerung ihren Frondienst zu leisten und ihren „Zehnt“ abzugeben.

 

Der letzte Aichheimer, Berthold, verheiratete seine Tochter Luitgard im Jahre 1323 mit Konrad IV. von Rechberg, genannt der „Biedermann“. Somit begann die Herrschaft derer von Rechberg.

Der Frondienst und die Abgaben (Zehnt) wurden immer mehr, zumal in den Jahren 1420 bis 1460 ein prunkvolles Schloss auf der Anhöhe in Illereichen (Oberaichheim) gebaut wurde.

 

Mitte des 15. Jahrhunderts reichte das Rechberg-Territorium, im heutigen Bayrisch-Schwaben, von der Iller bis fast an den Lech. Der Bauernkrieg (1524-1526) ging nicht ohne Schaden zu nehmen an den Untertanen derer v. Rechberg vorbei. Doch ohne dies zu beachten blieben die Abgaben und Forderungen in gleicher Höhe.

Nach dem 30järigen Krieg (1618-1648) beklagte Untereichen einen Verlust von 85 % an Einwohnern. In der Kernsiedlung war nur noch die Wirtschaft an der Durchfahrtstrasse bewohnt. Die Bevölkerung erreichte erst 1725-1730 wieder Vorkriegsniveau.

 

Dem nicht genug übernahm 1677, durch Heirat (am 25. März) der Maria Anna (Marianne) v. Rechberg (*1.6.1661) mit Maximilian Wilhelm v. Limburg-Styrum, das Geschlecht von Limburg-Styrum (Limpurg-Styrum) den Adelssitz. Damit begann die eigentliche Tyrannei und Schinderei der Untertanen. Durch Streitigkeiten, Kämpfe und Habsucht wurde so viel Geld benötigt, dass die Bevölkerung 7 Tage in der Woche arbeiten musste und keinen einzigen Tag im Jahr frei hatte. Eine kleine Siedlung, Wolfental, zog es im Jahre 1690 vor, nach Ungarn auszuwandern. Doch die Untereicher blieben standhaft. Sie taten sich mit den Bürgern der anderen Orte zusammen und reichten erstmals am 8. November 1689 beim Kaiser Leopold Beschwerde, über die Herrschaft, ein. Dem folgten unzählige Übergriffe der Herrschaft von Limburg-Styrum gegen die Untertanen, Missachtung des kaiserlichen Dekrets, Misshandlungen durch den Oberamtmann und Beugehaft (1690). Dies war der Auslöser des 1. Aufstandes mit Stürmung des Schlosses und Befreiung der Gefangenen aus dem Kerker. Kein Beschwerdeschreiben, keine Asylsuche in Illertissen, kein Bestreiken der Arbeit, brachte die Herrschaft zur Milde. Und es war egal ob ein Graf Styrum (Maximilian verstarb am 27. April 1728 nachdem er 1722 schwer erkrankte) oder die Gräfin das Zepter auf dem Schloss Limburg-Styrum führte. Die Witwe Marianne (Maria Anna) erwirkte, die Herrschaft weiter führen zu dürfen und erdreistete sich zu sagen: „Sie habe das Recht ihren Untertanen das Blut unter den Fingernägeln heraus zu pressen.“

 

Immer wieder wurde der Mühlbach abgestellt. Somit konnte in der Mühle und im Sägewerk nicht gearbeitet werden. Nicht nur die Arbeit fiel dem Müller aus, er konnte auch das Korn seiner Mitbürger, das zu verderben drohte, nicht mahlen. Zur Unterstützung des Müllers und um die Einhaltung des Fronvergleichs vom 2. August 1738 zu erwirken, machten sich die Untereicher auf zum Schloss, um der Gräfin Furcht einzuflößen. Sie kleideten sich ordentlich, kämmten und flochten ihr Haar. An die Gürtel hängten sie die Glocken, der ihnen enteigneten Kühe. Mit aufgeblasenen, nicht gereinigten, Saublasen in der Hand, aufrecht (trotz ihrer körperlichen Beeinträchtigungen durch die Fronarbeit), zogen sie nach Illereichen und protestierten gegen die Jahrhunderte anhaltende Drangsal und Ausbeutung. Nachdem sie sich Einlass ins Schloss verschafften, hielten sie der Gräfin die übel stinkenden Saublasen unter die Nase, damit sie nicht, wie sonst üblich, den Versuch wagte den Fronvergleich zu ignorieren. Denn die Tyrannei stinke ihnen schon lange und das 1000 mal mehr als diese Saublasen. Einige Wochen nach dem Fronvergleich und der „Aufwartung“ der Untertanen aus Untereichen, erlitt die Gräfin einen Schlaganfall und verstarb 6 Tage später (am 20. November 1738) an dessen Folgen.

 

Um an diesen Protestmarsch von damals zu erinnern, laufen die Untereicher seit 1974 in der 5. Jahreszeit, eingehäst in bäuerlicher Kleidung, auf den Faschings- / Fastnachtsumzügen mit.

Die Daten sind nachzulesen über die Website der VG Altenstadt:http://www.altenstadt-iller.de Christa-Chronik

* Allgemeine Geschichte der ehemaligen Herrschaft Eichheim v. Josef Christa

* Herrschaftsbildung und Herrschaftskräfte auf dem Gebiet des Altlandkreises Illertissen v. Thomas Reich

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